"Eigentlich ist das ja ein Betriebsgeheimnis, deshalb sage ich es so: Flöhe dressiert man - wie alle anderen Tiere auch - mit Zuckerbrot und Peitsche. Geeignet sind nur die Weibchen, die sind doppelt so groß. Die Männchen sind zu klein zum Anbinden - meine Flöhe bekommen wie Hunde ein Halsband, damit sie nicht abhauen können.

Man unterscheidet zwischen Springern und Läufern: Bei manchen Kunststücken sollen die Flöhe nicht springen, bei anderen - beim Fußball zum Beispiel - müssen sie es sogar. Und natürlich gibt es verschiedene Stufen, das ist wie bei uns Menschen: Mit Gesellenbrief darf man ins Ballett, um eine Kutsche zu ziehen muss man schon einen Meister gemacht haben."

Robert Birk

Die Flohartisten sind weiblich, ledig und jung

"Als Flohdresseur kann man nämlich nur Flohweibchen verwenden. Die Männchen sind zu klein und schwächlich. Sie können nichts ziehen." wusste bereits Otava, der Flohzirkus-Gründer.

"Im Flohzirkus werden nur Weibchen dressiert, weil sie größer und stärker sind. Erkennen kann man die Weibchen nicht nur an der Größe, sondern auch am Hinterteil. Weibchen tragen das Hinterteil nach unten, die Männchen nach oben.“

Die Emanzipation hat ihre Spuren hinterlassen: Längst haben die Weibchen von einst die Schürze abgestreift und gegen die Hosen getauscht.

Das Training der kleinsten Artisten der Welt

Die Kunststücke trainiert der Zirkusdirektor bei Licht und Dunkelheit. Der Floh, der die Dunkelheit liebt, muss auf der hellen Bühne seine Aufgabe solange versuchen, bis es klappt. Dann darf er zurück ins Dunkle. "Und irgendwann ist er drauf konditioniert und weiß, wenn er es schnell richtig macht, dann kommt er schnell wieder ins Dunkle." sagt Flohzirkusdirektor Robert Birk.

Zum antreiben werden die kleinen Flöhe ganz vorsichtig mit der Pinzette angestubst. Außerdem werden die Talente der Flöhe genutzt: Flöhe die gerne springen, werden zum Beispiel Fußballspieler. Die Flöhe werden angebunden, damit sie nicht abhauen können. Das ist, wie wenn man einen Faden durch ein Nadelöhr schiebt, nur das es beim Floh der Kopf ist, der durch die Schlaufe geschoben wird.

Verletzen kann man das Tier dank dessen Chitin-Panzers dabei nicht.

Robert Birk hat sich vom Veterinäramt eine Genehmigung ausstellen lassen, um Vorwürfen von Tierschützern vorzubeugen. Mit der Genehmigung hat Robert Birk eine Erlaubnis, dass er "Tiere zur Schau stellen oder für solche Zwecke zur Verfügung stellen darf".

Für die Flohdressur braucht man Pinzetten, gute Augen und Lupe, damit man die Flöhe mit ruhiger Hand an einem feinen Draht festbinden kann. Je nachdem, welches Talent der kleine Floh hat, wird mit Fußballer Theodor das Tore schießen geübt, mit Jongleur Fridolin das jonglieren, mit Resi und Zenzerl das Floh-Ballet oder mit dem starken August das Gewichte stemmen geprobt.

Und mit besonders schnellen Artisten wird für das Floh-Wagenrennen trainiert.

Jedem, der schon mal auf dem Oktoberfest den Flohzirkus besucht hat, ist eine nostalgische Schachfigur bekannt. Genau! Sie wird gleich zu Beginn mit samt einer Lupe von Hand zu Hand im Publikum durchgereicht - natürlich ist dann ein zappelnder lebendiger Floh daran befestigt. Nach dem Training dürfen die Flöhe dann gleich schlafen. Damit sie wieder fit für die Vorstellungen sind.

Doch nur bis November, danach wird es den kleinen Artisten zu kalt. Dann macht Robert Birk die große Holzkiste mit den Hundehaaren auf und lässt die Flöhe frei. „Die sollen sich dann einen Igel oder eine Katze suchen.“ Auf der Wiese neben seinem Haus am äußersten Rand von Pörnbach.