Die Geschichte von Europas einzigen echten Flohzirkus
Ein Leben für Flöhe - Besuch bei Kaisern und Königen
Der Flohzirkus wurde 1843 von Roloff Otava gegründet und hatte seine Anfänge als Wanderzirkus. Der sechzehnjährige Otava fing sich Flöhe und begann sie zu dressieren. Ärgerlich war es, daß sie ihm immer weg hüpften.
Ein Floh springt zehn Zentimeter hoch und wenn er tüchtig ist, einen halben Meter weit.
Weil dreißig bis vierzig nüchterne Flöhe auf ein Gramm gehen, könnte ein Mensch, wenn er das gleiche leistete wie ein Floh, aus dem Stand hundert Meter hoch und einen halben Kilometer weit hüpfen. Er wäre also mit einem mühelosen Sprung auf dem Turmknauf des Frankfurter Doms.
Otava half sich, indem er aus den goldenen Litzen an der Polizei-Uniform seines Vaters dünne Fäden herauszog und sie den Flöhen hinter dem ersten Paar der sechs Beine um die Brust band. Die Fäden waren noch zu dick, später nahm er hauchdünne Goldfäden.
Jetzt konnten die Flöhe nur noch kriechen, und der Dresseur vermochte, sie vor selbstgebaute winzige Schlitten zu spannen. Die waren aber noch zu schwer, weswegen er aus feinem Blech kleine Leiterwägelchen baute, die leichter rollten und die er vier- und sechsspännig ziehen ließ.
Er führte seine Künste in Gasthäusern vor und machte große Geschäfte damit.
Bald zog er als Flohzirkusdirektor durch aller Herren Länder. Der Flohzirkus-Gründer gastierte unter dem Namen Roloff in Frankreich, Spanien, Österreich, Italien, Schweiz, Marokko, Indien, Argentinien und in vielen anderen Staaten der Erde. Er hat Europa, Afrika, Nord- und Südamerika, Asien bereist, nur in Russland ist er auf seiner halb-hundertjährigen Wanderschaft nicht gewesen.
Otava gab mit dem Flohzirkus Sondervorstellungen vor höchsten Persönlichkeiten: Schon im Jahre 1898 führte er seine kaffee-braunen Raubtiere im Londoner Schloß der alten Königin Viktoria, Lord Kitchener und Lord Roberts vor und erhielt fünf Goldpfund dafür.
Papst Leo XIII. Belohnte ihn für eine Sondervorstellung im Vatikan mit einer vergoldeten Medaille und dem päpstlichen Segen.
Sultan Abdullah Hamid holte ihn sogar in seinen Palast am Goldenen Horn, um seinen Frauen eine Abwechselung zu bieten, und der Sultan von Marokko sagte ihm, Otava habe es nur seinen Flöhen zu verdanken, daß er als einziger Ungläubiger seinen Harem betreten habe.
Der alte Kaiser Franz Josef ließ ihn zweimal zu Vorführungen kommen; das erste Mal beschenkte er ihn mit einer Schatulle voll Feinmechaniker-Werkzeug zum Bau der winzigen Dressurgeräte, das zweite Mal ließ er ihm fünf Golddukaten überreichen. Auch Wilhelm II. Ließ ihn zu sich kommen, was fünfzig Goldmark einbrachte.
Flöhe gab es genug. Es gab eine Zeit lang sechs, acht, zehn Flohzirkusse in Europa. Alles waren ehemalige Schüler von Otava.
Flohzirkus Mathes - zum ersten Mal auf dem Oktoberfest
1948 übergab Roloff Otava seinem Großneffen Peter Mathes, den Flohzirkus, weil seine Augen nicht mehr so recht mitmachten. Im gleichen Jahr schlug die Familie Mathes zum ersten mal ihre Zelte auf dem Münchner Oktoberfest auf und Peter Mathes, durfte zum ersten Mal auf der Theresienwiese die Floh-Dressuren zeigen.
Mittlerweile ist der Flohzirkus nicht mehr von der Wiesn wegzudenken und gehört zur traditionellen Wiesn-Attraktion.
Peter Mathes betrieb den Flohzirkus bis ins Jahr 1972. Im selben Jahr übernahm sein Sohn Hans mit seiner Frau Ingrid den Flohzirkus. Hans Mathes, schon als Kind von diesem Metier fasziniert, übernahm das Geschäft, das in Europa, wenn nicht sogar weltweit einzigartig sein dürfte. Im Zivilleben war Hans Mathes Industriekaufmann.
Das Gastieren auf dem Oktoberfest war jedoch Ehrensache; dafür opferte Hans Mathes und seine Frau, die an der Kasse saß, den Jahresurlaub – nicht zuletzt auch, um die Familientradition aufrecht zu erhalten.
Die kleinen Flohartisten spielten sogar beim Film mit (Arlette erobert Paris und Der Tod des Zirkusdirektors). Es wurde immer schwerer an Flöhe zu kommen, weil sie heute fast ausgestorben sind.
Die meisten Flöhe von denen jetzt Menschen gebissen werden, sind Hundeflöhe. Sie halten sich nicht gern lange auf Menschen auf. Wahrscheinlich haben die Flöhe so abgenommen, weil die Fußböden nicht mehr feucht aufgewischt werden, sondern mit Staubsauger und Mob bearbeitet werden. Das bekommt den Flohlarven, diesen millimeterlangen Würmchen, schlecht.
Aufgrund der mangelnden Artisten reiste der Flohzirkus nur noch sehr selten zu verschiedenen Jahrmärkten und Volksfesten. Mehrere Schlaganfälle und eine neue Herzklappe setzten Hans Mathes arg zu. Der Flohzirkusdirektor erkrankte und deshalb pausierte der Flohzirkus von 2002 bis 2004.
Flohzirkus Birk - die Tradition geht weiter
Der heutige Flohzirkusdirektor Robert Birk besuchte Hans Mathes erstmalig 1983 auf der Wiesn. Als ein Mitarbeiter von Mathes ausfiel, bot Robert Birk seine Hilfe an, führte durch die Shows, lernte wie man Flöhe anbindet, füttert und trainiert.
So stand Robert Birk, gelernter Funkelektroniker und Maschinenschlosser, plötzlich hinter der Bühne – und ist seitdem begeistert von den kleinen Kraftprotzen.
Als Hans Matthes aufgrund gesundheitlicher Gründe den Flohzirkus leider nicht mehr leiten konnte, übernahm der langjährige Freund und Mitarbeiter Robert Birk den Flohzirkus.
2005 ging´s zur Wiesn, die kurios begann:
Die Flöhe waren trainiert, doch 2 Tage vor Anstich erlebte die dressierte Flohkompanie ihren Exodus und so mussten eilig neue Artisten herbeigeschafft werden.
Bei einem Floh-Spendenaufrauf in zahlreichen Zeitungen (tz, Bild, Pfaffenhofener Kurier und az) wurden alle Hundbesitzer darum gebeten bei Ihren Zamperln nach Flöhen zu suchen. Eine Hundebesitzerin meldete sich aufgrund der Zeitungsaufrufe und konnte 100 Flöhe spenden.
Somit war eine der ältesten Wiesn-Attraktionen gerettet und die Wiesn konnte für den Flohzirkus doch noch stattfinden.
Robert Birk ist sehr aktiv und geht mit dem Flohzirkus gerne auf Reisen. Er gastiert natürlich jedes Jahr - in alter Tradition - auf dem Oktoberfest. Die Zeit von Mitte September bis Anfang Oktober ist deshalb für die Wiesn reserviert.
Aber außerhalb dieser Zeit kann der Flohzirkus gerne für Veranstaltungen, Volksfeste, Museen, bei Firmenfesten, Hochzeiten, Geburtstagen, Weihnachtsfeiern und ähnliches gebucht werden. Seit 2015 wurde das Angebot um ein Kinderkarussell erweitert, welches ebenfalls für Veranstaltungen und Feste gemietet werden kann.
Für die Buchung genügt ein Anruf unter Tel. 0172 - 1070107 oder eine E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.