2006: Schwäbische "Casting für den Flohzirkus": 250 Mini-Artisten für Oktoberfest gesucht. Wenige Tage vor dem Start des 173. Münchner Oktoberfestes sucht der Flohzirkus dringend 250 Mini-Artisten. Zum «Casting» gebeten werden Hundeflöhe, die im Schnellkurs zu Floh- Artisten ausgebildet werden sollen, wie der Direktor des Flohzirkus, Robert Birk, sagte.
Im vergangenen Jahr war der Flohzirkus erstmals nach mehrjährigen Pause wieder auf die Wiesn gekommen und hatte zahlreiche Zuschauer angelockt. Jedoch leidet der Zirkus immer wieder unter Nachwuchsmangel.
Die Zeit eilt, an diesem Samstag (16. September) wird das 173. Oktoberfest mit dem Ruf «Ozapft is» eröffnet. Wirte und Schausteller hoffen dieses Jahr auf ein besonders gutes Geschäft, weil das größte Volksfest der Welt zwei Tage länger dauert als sonst: Die Wiesn darf immer dann verlängert werden, wenn der 3. Oktober auf einen Montag oder Dienstag nach dem eigentlichen Schlusssonntag fällt.
«Wenn wir keine Flöhe bekommen, werden wir nur einen Film zeigen - das ist nicht Sinn und Zweck der Veranstaltung», sagt Birk. Problem: Die Hunde einer Münchnerin, die im vergangenen Jahr die Flöhe brachten, sind dieses Jahr flohfrei. Der Zirkus ruft alle Hundehalter im Umkreis von 100 Kilometern von München auf, sich zu melden. «Die Direktion des Flohzirkus scheut keine Mühen und holt die Hundeflöhe persönlich ab», heißt es in einer Mitteilung. Geeignet als Artisten sind theoretisch auch Menschenflöhe - Katzenflöhe hingegen haben zu lange Beine und sind zu schwach für die schwere Arbeit.
An einen feinen Golddraht gekettet müssen die Flöhe unter anderem ein Karussell, eine Kutsche und die Bayernfahne ziehen. Flöhe können laut Birk bis zum 20 000-fachen ihres eigenen Gewichts ziehen. Pro Show treten zwar nur zwölf Flöhe auf. Dennoch werden 250 Tiere gebraucht: Die Arbeit ist anstrengend, nach zwei, spätestens drei Stunden müssen sie abgelöst werden, und jeden zweiten Tag haben sie frei. «Ich möchte den Floh nicht überbelasten. Ich möchte, dass er nicht total entkräftet ist und nicht einmal mehr fressen kann.» Zu den Mahlzeiten gibt der Direktor den kleinen Blutsaugern persönlich seinen Arm.
Zu ihren ungewöhnlichen Kunststücken bringt Birk die Tierchen mit Licht, Schall und Wärme. Die Wärme bringt die rund 0,2 Milligramm schweren Flöhe erst einmal in Bewegung. Dann reagieren sie auf angenehme und unangenehme Reize. Licht und Schall sind unangenehm, Dunkelheit und Ruhe sind angenehm und damit eine Belohnung. Für die Dressur, die normalerweise vier Wochen dauert, bleibt nur wenig Zeit. «Da werden eben Sonderschichten eingelegt - das kriegen wir schon hin.»