1953: Dusiburger Volksfest: Von Flöhen, Heringen, Zeppelinen, Kleiner Bummel über großen Rummelplatz – Knappe Groschen:Auf dem Duisburger Bischofsplatz in Neudorf ist was los. Tausende Menschen bummeln zwischen Dutzenden. von Zelten, Karussells, Schießbuden, Knusperhütten; Zehntausende von Groschen fallen aus kleinen und großen Händen in die des urwilden Karussellkassierers oder der gelangweilt ins Gedudel blickenden Madame hinter dem verschnörkelten Tisch.
Attraktionen reihen sich an Attraktionen, und vor den buntbemalten Fassaden produzieren sich die kleinsten und die stärksten und die sensationellsten Menschen „der Welt". Natürlich sind auch die kleinsten Lebewesen da. Im Flohzirkus „ergötzen“- sie schwerarbeitend die schaulustige Menge.
Wie einen Hahm tragen die ansonsten ungeliebten Viecherl eine Drahtschlinge um den Hals, und daran ziehen und bewegen sie Staatskarossen Kanonen oder Karussells — versteht sich- en miniature. Alles aus der Flohperspektive. Man erfährt drollige und stuanenswerte Geheimnisse. Vergleichsweise zu dem, was der Floh wegschleppt, müsste ein Mensch eine D-Zug-Lok über die Straße ziehen .Oder: Im Vergleich zum Körpergewicht des zirzensischen Flohes müsste Freund Mensch in einem Sprung bis nach England und in 17 Sprüngen rund um die Erde hüpfen. Sie machen nur ¼ Jahr Dienst, dann sterben sie, nachdem sie vorher schon ein ¾ Jahr gelebt haben. Ja, so ein Floh hat´s gut. Er lebt nicht lange. Offenbar gefällt es ihm nicht bei den Menschen (er den Menschen ja auch nicht). Diese Zirkusviecher (nur Menschenflöhe haben Bewerbungsaussichten) „fressen aus der Hand. Das heißt. Ihr Herr und Meister füttert sie zweimal täglich. In dem er seine etwa 25 abgerichteten Exemplare durch die Haut seines Handrückens Blut trinken lässt. Tünnes würde sagen: Wat et nit all jitt!
Ach, es gibt so, viel Sachen in diesen: Paradies der Volkslustbarkeit, dass es sich nicht aufzählen lässt. Auf der großen Rutschbahn tummeln sich die Buben und. schleppen Fußmatten hoch, auf denen dann die Rutschpartie zurück zur Mutter Erde stattfindet. Im Rotor hört das Lachen und Kreischen nicht auf, wenn dort die Menschen fliegengleich an der Wand kleben und wenn die Haare und die Röcke fliegen. Geflogen wird auch anderorts im Luftschiff zum Beispiel, das an langen Armen stur um ein orientalisches Kuppeldach kurvt, als zöge der alte Graf Zeppelin selber an der Strippe. Das Riesenrad schwingt seine Liebeslauben hoch ins Frühlingsblau. Bei der Raketenfahrt zum Mond wird einem der Kopf verdreht, auf der Achterbahn ist es fast so schön wie im Mercedes-SSK auf dein Nürburgring.
Bei den Liliputanern überlegt ein jeder, woher und wie alt wohl die zum Teil höchst winzigen Wesen sind - in der Schau „Der Mensch“ durchschaut der Wissensdurstige oder Neugierige den alten Adam und die nicht viel jüngere Eva bis ins letzte Geheimfach oder bis ihn gruselt - daneben lassen sich „300 Jahre alte" Krokodile mit Bärenruhe bewundern. Das und vieles mehr ist garniert von Luftballonen. von grauen Äffchen am Federdraht von Leckereien, Wollknäuel-Eis, Zigarettenbuden und von ungezählten Heringen — grün, gesalzen, geräuchert, gerollt, gebismarckt – in allen Varianten.